Im Koreakrieg gefangen genommen und „erschossen“, dann im Todeskampf aus einem Massengrab entkommen. Für zwei Jahre blind, nachdem eine Handgranate in seiner Nähe explodierte; einen Flugzeugabsturz überlebt bei dem alle anderen 32 Menschen starben – das sind mit die ersten Sätze die Wikipedia über Mister Kahana schreibt.  Vor allem aber bekannt wurde er durch seine Stunts in über 300 Filmen. Dabei hat er 60 Knochenbrüche und mehrfach lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Wahrscheinlich haben wir ihn alle schon mehrfach in Filmen gesehen – als Stuntddouble von den bekanntest Schauspielern. Was ihn weiterhin bekannt gemacht hat: Er hat sich dafür eingesetzt, dass die Stuntleute höher angesehen werden, besser bezahlt werden also insgesamt eine höhere Anerkennung im Filmgenre bekommen. Er hat hat eine Stuntschule gegründet und mehr als 25.000 Stuntleute ausgebildet…

Peter war letztens in einem Dokuentationsfilmdreh über Kim Kahana für ein paar Tage dort. Wir konnten nicht mit, weil wir (aus Gründen wie im letzten Post beschrieben…) keine Unterkunft fanden. Aber Peter wollte uns so gerne mit Kim und Sandra Kahana bekannt machen. So sind wir auf einen Nachmittag hingefahren. Schon die Anreise war interessant – durch Orangenplantagen, über Sand und der letzte Kilometer durch tiefe Löcher in der Straße – also solche, wo das ganze Auto drin verschwindet. Wir haben uns gefragt, ob diese „Straße“ für Film und Stunts verwendet wird…  Auf dem Gelände angekommen war gut, dass Peter wusste wo es lang geht zum Haus. Ein ziemliches wildes Grundstück, umgeben von Sumpf – ich kann sehen warum Mister Kahana gerne einen Elefanten hätte. Der würde hier gut ins Bild passen…

Da sitze ich plötzlich neben dem 92jährigen, der vermutet, dass er eine Legende ist. Er humpelt die Treppe hoch – Arthrose im rechten Knie. Jetzt sei es zu spät für eine zweite KnieOP sagt der Arzt, das Herz ist zu „schlecht“. Er findet es nicht ok, dass der Arzt sein Herz schlecht nennt. Dieses Herz habe ihm sein Leben lang gedient, wie könne das schlecht sein? Also gut, keine Operation. „Dann leide ich halt, what to do?“. Krankenhaus sei eh nichts für ihn. Seine Frau erzählt, wie er mit gebrochenem Rücken eingegipst aus dem Krankenhaus abgehauen ist… Mister Kahana grinst, schon das Essen dort und dann da im weißen Bett rumliegen. Das sei nicht zu ertragen.
Eine „92jährige Legende“ – ich sehe den kleinen Jungen, den weisen Mann, einen Lebenskunst-Meister, den 6fachen schwarzen Kampfkunstgürtelträger, den Ehemann (seine Frau bescheibt das Leben mit ihm – er lächelt still vor sich hin, auch wenn die Beschreibungen nicht gerade schmeichelnd sind), den Reisenden (wenn es im Moment nicht so kompliziert wäre zu reisen: er wäre in Deutschland, in Italien, in Japan – wo auch immer seiner Schüler*innen ihn gerne beherbergen würden) ihm ist langweilig zu Hause. Und sein Alter sei nur eine Zahl für ihn. Unwichtig und hält ihn nicht davon ab zu tun was er möchte. Vor allem aber ist Kim Kahana in diesem Moment ein sehr sympathischer Mann mit dem wir von ersten Satz an geredet haben wie mit einem nahen Freund. Wie wir so über unsere Körper sprechen, die uns von Dingen abhalten wir aber andererseits trotzdem tun was wir wollen. Soweit es möglich ist mit dem wie es im Moment ist. Und natürlich schneidet er noch immer vom Dach eines Trucks mit der Motorsäge die Bäume. Er will in Bewegung bleiben. Bewegung hat ihm schon immer das Leben gerettet! Er stirbt nicht weil er alt ist. Er geht nicht freiwillig – der da oben muss ihn schon holen…

Ich freue mich schon auf das Buch „Kahana – the untold stories“. Sandra Kahana hat gesagt, dass viele Leute es nicht mehr aus der Hand legen, wenn sie einmal mit dem Lesen begonnen haben. Toll – ich liebe Lebensabenteuer!

https://en.wikipedia.org/wiki/Kim_Kahana

https://www.kickstarter.com/projects/georgebuzzeo/kahana?ref=thanks-share&fbclid=IwAR2G-seiNEcGPM7tYRoGPwRX3PZEOp-yhLH9QKHk1YRPWABm0M7l6Z0alic