unterwegs...

Monat: April 2017 (Seite 4 von 5)

Nowhere I do so much NOTHING than here

„Jaaa“, sagt Moksha, „you have to come all the way to Florida to sit on the couch“. Sie wusste sofort was ich meine, bekommt sie doch mehr oder weniger täglich mit, dass ich in Hannover dauernd unterwegs bin. Das weiß ja quasi fast jeder. Peter verstand den Satz nicht sofort, es sei denn er sei poetisch gemeint. Na klar, und alle die das Lesen, dürfen ja gerne ein bisschen überlegen, ob das Englisch nun richtig ist oder nicht. Also: Poetisch ist es richtig, inhaltlich sowieso.

 

Und wirklich wahr: Ich kann hier Stunden um Stunden einfach so sitzen und NICHTS tun. Als ich das letzte Mal hier war, hatte nicht einmal ein Buch oder meinen Laptop dabei. Und Moksha war krank und fast eine Woche nicht wirklich ansprechbar. War das laaaaangweilig.

 

Diesesmal habe ich Bücher und meinen Laptop dabei…

 

Und obwohl ich natürlich absolut frei bin zu tun was ich möchte, sitze ich hier einfach rum. Der Strand ist ein paar Kilometer in die eine Richtung, die Everglades ein paar Kilometer in die andere… – und ich sitze auf dem Sofa. Morgens mache ich mir meinen Lieblingsfrühstücksbrei, mittags und abends kümmert sich Moksha ums Essen. Ich wasche ab, staubsauge, gucke Netflix-Serien (Hier gibt es andere als bei uns. Die, die ich beim letzten Mal begonnen habe, muss ich erstmal auf den neuesten Stand gucken. Das dauert eeewig. Und andere gucken wir gemeinsam ;-), ich unterhalte mich mit Menschen die hier zur Tür ´rein kommen, mache QiGong, beobachte die grüne Eidechse auf dem Baum vorm Fenster oder die Sqirrels, schreibe Blog – auch du meine Güte. NICHTS geht für die meisten Menschen wahrscheinlich anders…

 

Und dann wird mein NICHTS von den täglichen Aktivitäten von Moksha und Peter unterbrochen. „Are you up for another adventure Elke, a medical one“ werde ich just in diesem Moment gefragt. Na klar, ein Arzttermin. Heute morgen endete der Ausflug bei Target… eine SUPERmarkt.

 

Später mehr, jetzt geht es ins zweite Outside-Abenteuer des Tages…

 

„Lucky you!“

Ja, das stimmt. Allerdings habe ich das an dieser Stelle noch nie so gesehen…

Ich habe einen Ruhepuls von 62 und eine Sauerstoffsättigung im Blut von 98. Zweites habe ich bis jetzt ja noch nicht einmal gewusst, es hat mich noch nie  interessiert oder es wäre wichtig gewesen, dass ich es gemessen hätte.

Gestern wollte ich es dann wissen, aus Interesse, weil das hier täglich gemessen und aufgeschrieben wird. Die Werte sehen anders aus; Puls über 90. Moksha hat seit der Transplantation immer einen Puls über 90. Der ist immer und überall zu spüren. Ja, sogar ich kann ihn spüren, wenn ich neben ihr auf dem Sofa sitze, bei Berührung natürlich ganz deutlich. Manchmal ist er sogar zu hören. Ich erinnere mich an eine Situation im Camper, als ich mich plötzlich fragte, seit wann wir einen Wecker im Auto haben. Moksha sagte: „It´s my heart.“ Wie jetzt? Wie kann sich denn ihr Herz für mich wie ein tickender Wecker anhören? Ich verstand: Je nach Lage des Körpers können Hohlräume entstehen. Wenn dann das Blut durch die Gefäße gepumpt wird kann es dann zu Geräuschen kommen… Und das in einer Frequenz, wie ich sie nur aus Aufregung kenne. Über die Campermatratze wurde das ziemlich direkt spürbar. Kaum vorstellbar wie es ist, diesen Puls als Ruhepuls zu haben. Peter weiß jetzt auch wie sich das anfühlt… Meine Sauerstoffsättigung ist normal. Mein Lungenvolumen ungewöhnlich groß für meinen Körper… Mit diesem Wissen nehme ich meinen Körper noch einmal anders war!

 

Ja, lucky me!

Da werden die „spezial needs“ die mich gerade immer wieder beschäftigen auf eine beruhigende Weise relativiert… Schmerzen und Unbeweglichkeit sind in dem Sinne nicht so „bedrohlich“.

Technik… :-(

So, ich habe es nun irgendwie geschafft, dass ich Bilder hochladen kann. Vom Handy, immerhin. In einer Qualität, die mir nicht gefällt, es ist kompliziert – aber, immerhin geht es jetzt überhaupt. Ich werde es so nehmen wie es ist…

Mission caregiving

Nachdem wir uns ungefähr darauf geeinigt hatten, dass ich im Frühling nach Florida kommen würde, habe ich dann vor ein paar Wochen den Flug gebucht. Die Pläne änderten sich immer mal wieder; eigentlich war klar, dass wir mehr oder weniger in Delray Beach bleiben, um nicht so viel Geld auszugeben. Da uns ja vor allem wichtig ist Zeit miteinander zu verbringen, ist auch fast egal wo wir sind. Doch dann gab es, wie auf unserer letzten Reise, wieder die Option Peter auf einer „Arbeitstour“ zu begleiten. Das wäre nach Atlanta gewesen. Im Auto zu dritt hoch fahren, ein paar Tage dort bleiben, Moksha und ich alleine wieder zurück.

Doch dann kam alles anders… Peter wartete auf einen Termin, dass sein Herz untersucht würde. Als es diesen endlich gab, war klar, dass er nirgendwo mehr hinfährt…  Er sagt, dass er während seiner Arbeit als Veranstaltungstechniker auf medizinischen Kongressen viele, vieler Bilder von Herzkatheteruntersuchungen gesehen hat und als er das seines eigenen sah sofort wusste: Das sieht nicht gut aus!!! Ohne zu wissen auf was er genau guckt, sowas hatte er noch nicht gesehen. Eine Woche später hatte er eine doppelte Bypass-OP. Eine weitere Woche später kam er nach Hause. Das war Montag. Am Dienstag kam ich hier an!

Das heißt, dass ein frisch operierter Peter hier zu Hause auf dem Heilungsweg ist. Jetzt sind wir drei „special needs“. Der Peter, der uns letzten Sommer so wunderbar unterstützt hat, braucht nun unsere Unterstützung. Hauptsächlich natürlich die seiner Frau. Ich bin in zweiter Reihe da, auch zur mentalen Unterstützung. Oder zum Begutachten vom Rückgang blauer Flecken (beeindruckend wie groß blaue Flecken sein können), Mithören was die Krankenschwester sagt, Entscheidungshilfe beim Fernsehprogram oder zum Anreichen des Kissens, das beim Husten gegen das genähte Brustbein gedrückt werden soll. (Gibt es diese Kissen bei uns auch? Was für eine gute Idee jedem Operierten die individuelle Geschichte auf das Kissen zu malen…) Mein „medizinisches Wissen“ und die Begleitung in besonderen Situationen wächst. Ich bin berührt davon, dass ich einmal mehr so nah dabei sein darf.

Fertig mit Jetlag…

So scheint es mir auf jeden Fall. Das nächtliche Wach-Werden kann ich gut mit etwas warten überbrücken. Heute morgen waren wir um 7 zum Spazieren gehen auf dem verlassenen Golfplatz verabredet. Der Umgibt die 55+ Retirement Community. Davon gibt es in Forida viele, d.h. es leben hier nur Menschen über 55. Moksha hat wegen ihrer Herz-Lungen-Geschichte ein „Sonderrecht“, Peter lebt hier seit letztem Jahr legal… Die Tatsache, dass es hier fast nur Menschen über 55 gibt bringt einige Besonderheiten mit sich, dazu ein anderes Mal mehr…

Also wir waren um kurz nach 7 draußen spazieren. Und zwar deshalb so früh, weil es da noch nicht so warm ist, d.h. so um die 25GradC. Die Sonne scheint noch nicht so doll. Moksha muss sich vor der Sonne schützen, also nutzen wir diese Zeit.

Das Her-Reisen habe ich also gut geschafft. Auch das Tragen der Atemmaske war schon wieder fast ab dem Moment normal, als ich sie aufgesetzt habe. Zum Fliegen ist das sogar ganz angenehm, dann bleibt die Atemluft schön feucht. Die Leute gucken zwar, aber ich kann dann in Ruhe weiteratmen wenn Menschen um mich herum nießen und husten, ohne das Gefühl zu haben irgendwelche Viren zu Moksha zu schleppen. Sobald die Wohnungsschwelle übertreten, alles ausziehen und in die Waschmaschine. Dann war das geschafft. Als Moksha am nächsten Morgen fragte: „Benutzt du parfümiertes Waschmittel“ wusste ich zunächst gar nicht was nun los ist. Aber dann… alle Aufmerksamkeit auf die Immunsicherheit gelegt hatte ich nicht mehr ganz auf das Allergieproblem geachtet… Ach du je. Und wer rechnet denn damit, dass meine gerade gewaschenen Sachen noch soooo viel Geruch an sich haben, dass sie während der neuen Wäsche alles mit Parfüm „verseuchen“… Nicht so schlimm sagt Moksha, sie wollte nur wissen, woher das kommt, um ihre Körperreaktion einzuordnen.

Dann endlich das Auspacken der Mitbringsel. Dieses Mal waren es nur so ungefähr 9 Kilo Keske und Zeugs. Ich weiß inzwischen gut, was hier beliebt ist und es macht mir großen Spaß das alles Mitzubringen. Bei der Immigration musste ich natürlich sagen, dass ich Food dabeihabe. Deshalb war ich auf meinem Einreiseschnipsel anscheinen nur mit 78% vertrauenswürdig eingestuft…  Als ich erneut gefragt wurde, was es denn ist, sagte ich: „Cookies, Chocolate, Sweets…“ Als die Officerin sehr ernst sagte: „You have to leave this with me“ habe ich erst einen Moment später den Spaß darin verstanden…

 

Gerne würde ich ja auch Fotos anhängen, das Program oder der Computer oder was auch immer ich gerade nicht verstehe – geht gerade nicht… Oder es geht mit dem Handy, oder vielleich später.

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