Im August 2015 fahre ich auf die Bahamas nach Bimini zu WildQuest. Eine Frauenreise zum Schwimmen mit freien Delfinen. Diese Reise ist einen eigenen Blog wert… Und – hier beginnt meine Reise mit Moksha.
Beim Ankommen war mir eine Frau aufgefallen, mit Atemmaske und großem, pinken Hut – sie blieb abseits der Gruppe. Kurz darauf, in der Kennelernrunde, reißt sie ihr T-shirt hoch und mit dem Blick auf große und viele Narben, bittet sie uns Rücksicht auf sie zu nehmen. Vor allem wenn wir krank sind mögen wir Abstand halten und auch sonst häufig die Hände waschen. Sie habe vor eineinahlb Jahren eine Herz-Lungen-Transplantation gehabt, ihr Immunsystem sei supprimiert… Beeindruckt von dem was ich sah und hörte hielt ich Abstand…
Im Kennenlernkreis der zweiten Woche setzt Moksha sich neben mich und sagt zu ihrem Mann: „I am safe.“ Gerührt freue ich mich darüber, dass sie sich mit mir sicher fühlt.
Die Köchin von WildQuest war in dieser Woche nicht da; nun Moksha die Küchenchefin. Sie kocht hervorragend! Da ihr Hirn allerdings unter Prograf (dem immunsupprimierenden Medikament) nicht immer gut funktioniert, ist die Organisation teilweise eine große Herausforderung. So half ich wenn es passte morgens in der Küche.
„I can´t find the chicken! Tara told me not to mess up the freezer – but it is too late.“ Das chicken musste ja im freezer sein und da ich sowohl Hirn als auch guten Orientierungssinn habe, habe ich mich für Moksha auf die Suche nach dem Chicken gemacht, es gefunden und alles wieder so aufgeräumt, dass Tara (die Chefköchin) hoffentlich zufrieden mit der Ordnung sein konnte. Die nächsten Tage habe ich, meist schweigend, ein wenig geholfen. Schweigend deshalb, weil Mokshas Hirn sich am besten auf eine Sache konzentriert. So hat alles begonnen – beim Bohnen schneiden, Messer schärfen und Tofu teilen… Moksha hätte es bestimmt auch alleine geschafft. Die in wenigen Minuten geschärften Messer waren allerdings dann wunderbare Werkzeuge und Unterstützung bei mathematischen Anforderungen wie: „Teile einen Block Tofu gleichmäßig in 6 Teile“ echt hilfreich… Wir haben viel gelacht und in den Arbeitspausen geredet…
Als ich nach zwei Wochen abreiste, konnte ich nicht wirklich glauben, dass ich mich von Moksha verabschieden „muss“. Auf der einen Seite kannten wir uns kaum, auf der anderen war schon klar, dass es auf eine Weise kein Verabschieden gibt…
In einer der ersten Mails schrieb Moksha:“ I sharpened the knives this morning myself. I feel like an emancipated woman! I found myself missing you a few hours after you left. The kitchen is not the same … “ Bei mir war auch nix mehr the same… Mein Herz vermisste Moksha und versuchte zu „verstehen“, was denn überhaupt geschehen war, fand kaum Worte. „No words neccesary. Friends are seamless, meaning no boundries, time or space. One never knows when our paths will cross in the physical reality, but I feel they will.“
Mein Herz beruhigte sich, wurde weit und sicher… Friends are seamless – no boundries, time or space…
Hier beginnt eine Freundschaft, eine Verbindung, eine Liebe wie ich sie mir nicht hätte erträumen können.
Einige Monate, Mails, Apps und Skypes später wird das crossen unserer paths reality in Germany. Für Moksha ein Abenteuer, dass etwas über zwei Jahre nach ihrer Herz-Lungen-Transplantation, von „geht eigentlich nicht bis völlig verrückt“ schien. Für uns schien es nach ersten Rumspinnereien total normal bzw. gar nicht anders zu denken, als dass wir uns auf diese Weise wieder sehen. Für mich bedeutete das viele Informationen einholen, organisieren und vorbereiten. Mokshas Mann Peter hatte zunächst noch die Idee heimlich neben uns her zu reisen… Doch am Ende hat er, mit anfangs großer Aufregung, seine Liebste ziehen lassen.
Ich fand mich schnell ein in das „immunsichere, möglichst allergiefreie Leben. Und – die MHH in Hannover ist eins der weltweit größten Herz-Lungen-Transplantationszentren. Ich habe mich dort erkundigt, was im Notfall zu tun wäre. Das gab mir eine Art Sicherheit.
So haben Moksha und ich im Sommer 2016 über fünf wunderbare Wochen gemeinsam verbracht. Viele Zeit davon im Wohnmobil, kreuz und quer durch Deutschland und angrenzende Länder. Von lieben Menschen zu tollen Orten. Unter dem Titel „Special needs on tour – SNOT“ fühlten wir uns ganz hervorragend, die „special needs“ fielen kaum auf. Moksha sagt öfter: „The two of our bodies make one good one“. Wir unterstützen uns und nehmen uns so wie wir sind. Die Körper bestimmen oft was geht und was nicht. Das ist gut so. Unser Anliegen war es ja gemeinsam zu reisen, zu leben und zu sein. Unsere Erlebnisse werden unser Leben begleiten.
Im Herbst 2016 war ich bei Moksha in Florida. Wir gemeinsam in New York, Connecticut, Portland, Washington, Miami …
Morgen fliege ich wieder nach Florida. eine weitere gemeinsame Reise beginnt…
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